Dienstag, 25. November 2008

Die "Jerusalemer Predigt" Kardinal Schönborns

Die "Jerusalemer Predigt" Christoph Kardinal Schönborns ist noch viel zu wenig bekannt und sollte Anlass für uns sein, endlich die Zurücknahme der Maria Troster Erklärung und der Königsteiner Erklärung zu fordern. Die Bischöfe müssen sich zur Wahrheit bekennen, denn nichts anderes als die reine Wahrheit ist es, was der Heilige Vater Paul VI. in Humanae Vitae darlegt.

Der Kardinal hielt die Predigt auf italienisch am 27. März 2008 im Abendmahlssaal in Jerusalem bei der Gemeinschaftstagung "Domus Galilaeae", 24. - 29. März 2008.

[...] Ich möchte euch eine Sache sagen, die ich im Herzen trage. Ich denke, es ist ein Wort des Heiligen Geistes, das ich sagen muss. Welche ist die Schuld Europas? Die Schuld Europas, die Hauptschuld, ist das Nein zum Leben. Vor einigen Tagen habe ich im österreichischen Fernsehen auf die Frage eines Journalisten geantwortet: "Europa hat dreimal Nein zu seiner eigenen Zukunft gesagt". Das erste Mal im Jahre 1968, wir feiern jetzt 40 Jahre, durch das Ablehnen von Humanae Vitae. Das zweite Mal im Jahre 1975, als die Abtreibungsgesetze Europa überschwemmt haben. Das dritte Mal zur Zukunft und zum Leben. Gerade gestern habe ich aus Österreich die Nachricht bekommen, dass die Regierung der homosexuellen Ehe zugestimmt hat, auch in Österreich: das ist das dritte Nein. Und dies ist nicht zuerst eine moralische Sache, sondern eine Frage der Gegebenheiten, der Fakten: Europa ist im Begriff zu sterben, da es Nein zum Leben gesagt hat. Es gibt in meinem Herzen folgendes zu sagen: gerade dies ist der Ort, wo Jesus uns gesagt hat, dass wir die Vergebung unserer Sünden empfangen, denn ich denke, dass dies auch eine Sünde von uns Bischöfen ist, auch wenn niemand von uns im Jahre 1968 Bischof war. Heute haben in Deutschland bei Hundert Eltern 64 Kinder und 44 Enkelkinder: das bedeutet, dass in einer Generation die deutsche Bevölkerung - ohne Einwanderung - sich halbiert. Wir haben "Nein" gesagt zu Humanae Vitae. Wir waren nicht Bischöfe, aber es waren unsere Mitbrüder. Wir haben nicht den Mut gehabt, ein klares "Ja" zu Humanae Vitae zu sagen. Es gibt Ausnahmen: der damalige Kardinal von Berlin, Kardinal Bengsch (an Kardinal Meissner gerichtet: "Nicht du, aber Dein Vorgänger; Du hast es dann im Jahre 1968 gesagt"). Er hatte einen Text für die deutsche Bischofskonferenz vorbereitet, einen Text, der ein prophetischer Text war. Dieser Text ist verschwunden, und erschienen ist: "Die Königsteiner Erklärung", die die katholische Kirche in Deutschland geschwächt hat, das Ja zum Leben zu sagen. Es gab noch eine andere Ausnahme in Krakau: eine Gruppe von Theologen unter der Leitung des Erzbischofs und Kardinals von Krakau, des vielgeliebten Papstes Johannes Paul II., hat ein "Memorandum" geschrieben und diesen Text Papst Paul VI. geschickt. Ich denke, dass dieses Zeugnis eines Bischofs der Märtyrerkirche, der schweigenden Kirche, mehr Gewicht hatte, als all die Expertisen (Gutachten), die Papst Paul VI. erstellen hat lassen über dieses Thema, und das ihn diese mutige Entscheidung hat treffen lassen, wegen der er dann in einer schlimmen Einsamkeit geblieben ist. Dieser Text aus Krakau - auch wenn ich keinen historischen Beweis habe, bin ich mir innerlich sicher - hat geholfen, Paul VI. den Mut zu geben, Humanae Vitae zu schreiben [...] Hier die "Jerusalemer Predigt" im Wortlaut: http://stephanscom.at/edw/predigten/0/articles/2008/10/16/a15468/

Danke, Georg, für das Aufgreifen dieses Themas.

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